Ich bin meine Traumtour bereits gefahren. Das ist zwar schon ewig her, aber die Erinnerungen an ein großartiges Land und eine aufregende Fahrt sind bis heute geblieben. Mit meiner damaligen Freundin Tine war ich Anfang ’97 für acht Wochen in Südafrika unterwegs. Kurz nach Sylvester ging’s zuerst nach Kapstadt. Das ist zu dieser Jahreszeit perfekt, um sich an das Klima zu gewöhnen, wenn man aus dem kalten deutschen Winter anreist. Milde 20 bis 25 Grad sind gut auszuhalten. Erste Erkundungstouren führten uns an das Kap, Camps Bay und in die Weinberge. Unser freundlicher Begleiter für den gesamten Urlaub war ein rechtsgelenkter Fiat Uno. Der hat damals für 7 Wochen gut 1.500 DM gekostet. Sprit brauchte er nicht viel, außerdem war’s damals noch günstig. Wir hatten keinen Anspruch an Tempo oder Luxus, hatten ja ausreichend Zeit. Alle Bilder sind übrigens mit der Kamera abfotografiert und daher nicht wirklich brilliant.
Nach 10 Tagen in Kapstadt haben wir dann unsere Tour gestartet. Wir hatten nichts reserviert, sondern sind einfach drauflos gefahren, den „Lonely Planet“ im Anschlag. Wenn uns ein Ort gefallen hat, sind wir geblieben. Wenn der Funke nicht übergesprungen ist – wie zum Beispiel in Pretoria – sind wir direkt weiter in die nächste Stadt. Den schönsten Streckenabschnitt hatten wir gleich zum Anfang. Die Garden Route entland der Küste Südafrikas ist sicherlich eine der schönsten Strecken, die man fahren kann. Und wenn man die Hauptstraßen verlässt, lassen sich echte Abenteuer erleben. Wie diese Fähre, die von Hand über den Fluss gezogen wird. Gegen ein kleines Handgeld. Und wenn keiner kommt, dann baden die „Fährmeister“ im Fluss.
Wir haben sehr viel Zeit im Auto verbracht, waren dabei aber niemals gestresst, denn die Eindrücke sind fast überall absolut beeindruckend. Weiße Strände, kräftig-blaues Meer, üppige Weinberge, riesige Wüste und interessante Städte sind eine perfekte Kulisse. Und in den Backpackern trifft man viele interessante Leute: kiffende Wellenreiter, ambitionierte Surfer, Lebenskünstler, Aussteiger, Musiker und meist auch recht schräge „Herbergseltern“. Familien und Pauschaltouristen treiben sich hier nicht rum. Und verpassen somit Lagerfeuer, Gitarrenmusik und gemeinsame Grillabende. Wie zum Beispiel im Sugar Shack in East London – fotografiert vom Strand auf der anderen Straßenseite.
Nach ein paar Tagen Strandurlaub in Durban ging’s mit dem kleinen Fiat weiter in den Krüger Nationalpark. Mittlerweile haben wir Blinker und Scheibenwischer nicht mehr vertauscht und konnten uns sicher auf den Straßen bewegen, ohne uns an anderen Fahrzeugen orientieren zu müssen. Wir haben uns auf der ganzen Reise sicher gefühlt, haben uns aber auch unauffällig verhalten. Keine Touri-typischen Klamotten, keine fette Kamera und kein Besuch von dunklen Ecken oder Ghettos. Keine Ahnung, wie es dort heute zugeht, aber damals war’s prima, wenn man sich an die Spielregeln hält. Jetzt folgten fünf Tage im Krügerpark zur Safari.
Abends übernachtet man dort in abgeschlossenen Camps. Aber morgens wird mit der ersten Sonne das Tor geöffnet. Und dann heißt es: raus auf die Schotterpiste und die Augen auf. Gesucht werden die „Big Five“ und eine ganze Menge andere spannende Tiere. Der Park ist von Nord nach Süd gut 350 Kilometer groß, Menschen begegnet man eigentlich nur abends in den abgezäunten Lagern. Aber das ist auch gut so, denn wer will auf der Suche nach wilden Tieren schon Kolonne fahren? Gesehen haben wir fast alles. Einschließlich einem Elefanten, dem wir fast näher gekommen sind, als uns lieb war. Wir hatten leider keinen Zoom an unser Billigkamera, daher wollten wir möglichst dicht ran.
Der Krüger Park allein wäre schon eine Reise wert. Da wir aber kostensensibel unterwegs waren, haben uns 5 Tage gereicht. Denn wir wollten auch noch nach Sun City, in’s Las Vegas Südafrikas. Da gibt es kein Backpacker, insofern konnten wir endlich mal allein und komfortabel in einem schicken Hotelzimmer übernachten und es tagsüber im Wasserpark krachen lassen. Nach der Action lag dann wieder ein recht langes Stück Strecke vor uns. Und das nicht immer auf befestigten Straßen, dafür oft entlang von Straußenfarmen und verlassenen Ortschaften.
Letzte Station auf der Tour war Kimberley, deren beste Zeiten der Vergangenheit angehören. 1866 wurden hier Diamanten gefunden, was einen regelrechten Rausch auslöste. Da im Tagebau nach Diamanten gesucht wurde, entstand mit dem „Big Hole“ das angeblich größte, von Menschenhand gegrabene Loch mit einem Durchmesser von fast 500 Metern und einer Tiefe von 240 Metern. Im dazugehörigen Museum erfährt man alle Hintergründe zu der Historie der südafrikanischen Stadt. Unsere Tour beendet haben wir dann wieder in Kapstadt. Mit 10 Tagen am Fuß des Tafelberges, an der Waterfront und dem schmucken Badestädtchen Camps Bay.
Für mich bleibt diese besondere und lange Reise immer in toller Erinnerung. Wie auch der weiße Fiat Uno, der uns über gut 10.000 Kilometer begleitet hat. Spannend wäre es, zumindest Kapstadt nochmal zu besuchen, und zu sehen, wie sich das Land entwickelt hat. Nicht zuletzt durch die Austragung der Fussball-WM ist eine ganze Menge angeschoben worden. Und immerhin ist meine Reise über 16 Jahre her. Komplett nachfahren werde ich sie nicht können, dafür ist die Zeit zu knapp. Aber zerlegt in Einzelteile würde ich gern einige der Passagen nochmal erleben. Die Garden Route, den Krügerpark und natürlich Kapstadt selbst. Die komplette Tour von ’97 findet Ihr hier:
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